Tourengruppe
Aktive
Tourenstatus
Durchgeführt
Datum
30.6.2023 - 1.7.2023 [Fr.-Sa.]
Anmeldung ab
01.05.2023
Anmeldeschluss
25.06.2023
TourenleiterIn
Urban Wyser
Tourencode
H/A/ZS, III
Beschreibung

Fr: Start in Bristen im hübschen und abgelegenen Maderanertal. Aufstieg in die Hüfihütte 2334m, 1550Hm, 5h.
Sa: Besteigung des Gross Düssi 3256m über den NW-Grat, ZS, III, 920Hm, 4-5h; Abstieg via Chli Düssi 3125m (II), Tschingelsee und Hinterbalmhütte 1818m nach Bristen, 6h, 2400Hm; evtl. Abkürzung mit Alpentaxi.

Zusatztext

Tour bereits im 2022 so ausgesschrieben und auch gestartet, wegen unsicherem Wetter (und es wäre dann eben doch gegangen...!) aufs Gross Schärhorn ausgewichen.

Treffpunkt
im Zug
Verkehrsmittel
ÖV
Ausrüstung
Hochtourenausrüstung komplett
Unterk.Kosten
ca 70.- HP
Kosten
öV ca 70.-; evtl. Taxi ca 20.-; Teilnehmerbeitrag 20.-

Überschreitung Gross & Chli Düssi

Autor
Urban Wyser
Erstellt am
03.07.2023 22:32
Letzte Änderung
03.07.2023 22:38
Tourenbericht

Teilnehmerin: Veronika P.

Nun, Sektionstouren mit nur einer Teilnehmerin haben durchaus ihren Charme und viele Vorteile. Bei schlechtem Wetter lässt sich die Tour nicht nur örtlich, sondern auch zeitlich schieben; in der Hütte klappt auch das Schieben auf Sa/So, die Tour kann auch bei zweifelhaftem Wetter & Verhältnissen angegangen werden, am Berg ist die ganze Sache irgendwie überschaubarer, bei der Foto-Nachbearbeitung fällt das lästige Sind-alle-Teilnehmer-auch-mal-gut-drauf weg und überhaupt der Umstand, dass alle Teilnehmer immer den gleichen Moment auf Zelluloid bannen (resp. auf den Chip). Aber zum Glück ist das ja eher die Ausnahme als die Regel.

Bereits letztes Jahr war bei meiner Gross-Düssi-Tour etwas der Wurm drin. So sind wir planerisch zu sechst und faktisch zu viert gestartet; auf dem Ersatz-Gipfel Gross Schärhorn waren wir dann allerdings nur zu zweit…

Idem. So haben wir heuer den Regen-Sintflut-Freitag zuhause ausgestanden, und sind dafür am Samstag 1. Juli bei recht ansprechendem, gar sonnig heissem Wetter den langen Zustieg zur Hüfihütte (zuerst lange flach, dann stotzig steil) durchs wunderschöne und praktisch verkehrslose Maderanertal angegangen. Zuerst wolkenverhangen, dann aber doch bald dem sich in ganzer Grösse präsentierendem Gross Düssi entgegen; mit der urchigen Hütte (nur 32 Schlafplätze) auf seiner Gratschulter gelegen.

Früher – also genau genommen bis letztes Jahr – führte die Normalroute von Norden auf den Düssi zuerst über den Ob. Hüfifirn (rund die halben der gut 900Hm), danach über den NW-Grat zum Gipfel (Gross Düssi 3256m, NW-Grat, ZS, 3a). Aufgrund starker Ausaperung, Gletscherschwund & grossem Bergschrund wurde letztes Jahr ein alternativer Zugang eingerichtet: «direkter NW-Grat ab Hütte» mit Markierungen & wenigen Bohrhaken. Nach zügigem Hüttenzustieg blieb genügend Zeit für mich, diesen Zustieg bis zum Punkt 2821m zu erkunden.

Bereits der Hüttenabend, die Nacht dann definitiv, brachten erneut Regen. Die gängigen Wetterberichte waren sich allerdings sehr uneinig, wie lange und wie intensiv das Nass denn anhalten sollte. So blieb nichts anders übrig, als zur vom Hüttenwart vorgeschlagenen Zeit 04:30 zum z’Morge zu erscheinen und vorgängig mal die Nase aus der Hütte zu strecken: Wolken verhangen & alles pitsch nass.

Die Sektion Uto (6 Personen) entschied sich, sich nach dem frühen Frühstück nochmals hinzulegen. Aufgrund der überschaubaren Gruppengrösse beschloss ich, dennoch aufzubrechen und mal schauen zu gehen, wie weit wir denn kommen und was wohl das Wetter weiter machen wird.
Die Querung der Schneefelder im Zustieg zum Grat waren problemlos, erstens keine Spur von Gefrieren und zweitens gute Spur vom Vortag vorhanden. Erste Hürde ohne Steigeisen geschafft. Die grasigen & mosig-flechtigen waren schon anspruchsvoller – dementsprechend Konzentration gefordert im einfachen «Schnafli-Gelände».

Oberhalb Punkt 2534m haben wir angeseilt und sind die an sich kurzweilige, aufgrund der Nässe aber nicht unheikle Kraxelei in bester Bergführer-Manier am kurzen Seil angegangen. Mit der nötigen Vorsicht habe wir so Punkt 2821m in 2½h erreicht; das wird sicher kein Rekord, aber lieber heile ankommen.
Der eigentliche NW-Grat ist nicht sehr ausgeprägt; vielfach bewegt man sich eher in einer Flanke. Die zahlreichen Steinmännchen und einzelne Bohrhaken weisen den Weg; die nach Literatur erwarteten IIIer-Kletterstellen waren nicht so zahlreich. Eher kurze Kraxelstellen wechseln sich mit Gehgelände ab. Wolkenverhangen, einzelne blaue Flecken, sehr rare Sonnenstrahlen, Niesel aus dem Nebel – einfach so dass der ganze Berg immer nass blieb – und so auch die Tour anspruchsvoll blieb.

Zwei kurze Schneefelder (resp. Gratabschnitte) im Gipfelbereich haben die Tour angereichert; der Regen allerdings zugenommen und die letzte Hoffnung auf Panorama-Sicht genommen. So fiel denn auch die Gipfelrast, nach 5h Aufstieg, eher bescheiden aus.

Der Abstieg mit der vorgesehenen Überschreitung vom Chli Düssi 3125m ging flott von statten, Pfadspuren und wiederum eine kurze ansprechende Kraxelei (II) führen über verschiedene Höcker; mit der eingeschränkten Sicht war’s schwierig zu sagen, welcher denn nun der Kleine sei. Kompass, Höhenmesser & zur Kontrolle GPS geben dann aber doch Gewissheit, dass auch dieser Gipfel erstiegen ist.

Der weitere Abstieg, nach Literatur wenig aufregend, am Schluss mit einem kurzen Fixseil ausgestattet, hatte es dann allerdings noch einmal in sich mit bei anhaltender Nässe nicht zu unterschätzenden Platten- & Verschneidungspassagen; Steinmännchen vorhanden – Fixseil aber nicht. Jänu, auch ohne Fixseil haben wir die ersten Schneefelder in der Süd-Flanke auf ca 2950 erreicht.

Dem späten Winter in den Bergen sei dank konnten wir für den weiteren Abstieg zum Tschingelsee 2443m praktisch alles auf Firn knieschonend absteigen
& -fahren (mit ganz wenigen Ausnahmen). Und da, nach über 8h unterwegs, dann doch endlich die erste ausgedehnte & gemütliche Pause; und nachdem wir die Gipfelwolke endlich hinter uns liessen sogar bei etwas Sonnenschein – was für eine Wohltat.

Zu lange durften wird die Mittagspause aber nicht werden lassen; es lag noch ein laaanger Abstieg vor uns (ca 11km, 1600 Höhenmeter). Also fertig lustig und auf die Socken, durchs wahnsinnig grüne & wildromatische Brunnital, vorbei bei der stattlichen Alpung Hinterbalm (zur Not mit Übernachtungsmöglichkeit), später dann durchs bereits bekannte und immer noch laaange Maderanertal zurück zum Ausgangspunkt Bristen / Golzern Talstation.

Der Einkehrschwung in Legni, einem ansprechenden Bergbeizli am Weg, rund eine ½h vor Bristen, nach fast 13h auf den Beinen, war wohl verdient! Der Rest inkl. langer Heimreise zurück ins BeO war reine Formsache – und der Tag ausgefüllt genug um sprichwörtlich müde, aber sehr zufrieden ins Bett zu fallen.

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