Bericht zur Tour
Autor
Samuel Büchel
Erstellt am
01.09.2021 19:50
Letzte Änderung
01.09.2021 19:50
Tourenbericht

„Freitag 27.8. um 7.54 Uhr in Thun, vorderster Zweitklassewagen im EC Richtung Milano“ so hiess es in der letzten Mail vor der Tour. Allerdings sind wir nur zu fünft. Wo ist Willi? Nach einem kurzen Anruf stellt sich heraus, er hat sich in den hinteren Teil des Zuges verirrt. In Visp ist die Gruppe dann komplett und das Wetter auch schon etwas besser. Mit dem Postauto geht es weiter ins Saastal. In Saas Grund steigen wir um auf die Gondelbahn und machen so die ersten Höhenmeter zum Kreuzboden ganz entspannt.

Dort gibt es einen Kaffee, eine kurze Vorstellungsrunde und die Einteilung der Seilschaften. Dann geht es los. Wir steigen zum Fuss der Jägihornsüdwand und suchen den Einstieg zur Route „Alpendurst“. Dieser ist schnell gefunden und alle machen sich zum Klettern bereit. Voraus geht Urbi mit Willi als Seilzweitem, dann kommen Lieveke und ich und den Abschluss machen Remo und Ädu. Die Kletterei ist nicht all zu schwierig (4c), aber in Bergschuhen doch eine gewisse Herausforderung. Zum Glück hat es sowohl gute Griffe wie auch Tritte und auch über die Absicherung lässt sich nicht klagen. Alle zwei bis drei Meter steckt ein Bohrhaken. In gemütlichem Tempo klettern wir Seillänge um Seillänge bis wir schliesslich den Gipfel erreichen. Dort treffen wir auf zwei Klettersteiggeher, die wir schon am Morgen in Saas Grund gesehen haben. Nach dem gegenseitigen Gipfelfoto und einer kurzen Pause geht es an den Abstieg. Dieser ist gut markiert und so gelangen wir zum Wandfuss zurück, wo wir ein Materialdepot angelegt haben. Gross Zeit dieses zu sortieren haben wir nicht. Wir waren doch etwas langsamer als geplant und wir müssen noch zum Hohsaas aufsteigen. Wir schaffen es aber gerade noch pünktlich aufs Nachtessen zur Hütte. Zuerst gibt es Brokkolisuppe, dann Rahmschnitzel mit Nudeln und Gemüse und als Dessert eine Crème. Danach geht es an die Tourenplanung für den folgenden Tag. Wir entscheiden uns, direkt über den Geissrück auf den Hohlaubgletscher aufzusteigen um so zum Lagginjoch zu kommen. Auch werden die Seilschaften nochmals neu aufgeteilt um ein etwas homogeneres Tempo zu erreichen.

Nach unterschiedlich gutem Schlaf der Teilnehmer geht es am nächsten Morgen um halb sechs los. Im Schein der Stirnlampen haben wir wohl nicht ganz alle Steinmännli auf dem Weg zum Hohlaubgletscher gesehen. Wir erreichen diesen dennoch mit beginnender Dämmerung und seilen uns an. Es sind schon mehrere Seilschaften vor uns, einige machen aber wohl den Weissmiesnordgrat. Am Bergschrund hat es noch Schneebrücken und die letzten Meter hoch zum Lagginjoch machen wir auch noch auf Steigeisen. Dort angekommen werden diese aber weggepackt, von jetzt an ist es eine reine Felstour über den Südgrat hoch zum Lagginhorn. Im Joch haben wir auch zu spüren bekommen, wie das Wetter für den Tag sein wird. Zwar sonnig mit Wolken in den Tälern, jedoch relativ kalt (das Wasser in meinem Trinkschlauch ist gefroren) und es ist vor allem windig.

Wir folgen den beiden Romandes vor uns und schliessen bald auf. Am Fuss einer kurzen Kletterei lassen sie uns überholen. Der Grat bietet super Fels und eine Abwechslung aus Gehen, Kraxeln und Klettern. Wir kommen gut voran und erklimmen Zacke um Zacke, Stufe um Stufe und Turm um Turm. Bis zum dritten Turm sind wir jeweils auch wieder abgeklettert. Hier aber präsentiert sich die Situation etwas anders. Die im Topo erwähnten Bohrhaken sind nicht zu sehen und das Abklettern sieht schwieriger aus als an den Türmen zuvor. Es hat zwar einen Abseilstand, aber bis alle unten sind haben wir recht viel Zeit verloren und wir sind wohl auch nicht genug weit abgeseilt. Von etwas weiter unten wäre es wahrscheinlich einfacher weiter gegangen. Diese Zeiteinbusse werden wir später noch zu spüren bekommen. Danach waren die letzten 100 Höhenmeter zum Gipfel zum Glück wieder einfacher. Dort angekommen treffen wir auf andere Seilschaften, die den Nordgrat oder den Normalweg gemacht haben. Auch am zweiten Tag gibt es keine grosse Pause, diesmal nicht wegen dem Nachtessen sondern wegen der letzten Bahn. Wir haben noch einen Abstieg von rund 1600 Höhenmetern vor uns. Wir gehen so schnell es geht und was soll man sagen, es ging gerade schnell genug. Die letzte Bahn fährt um Viertel vor fünf und um Viertel vor fünf sind wir wieder am Kreuzboden angekommen. Wir sind ziemlich verschwitzt, da wir die letzten Meter mehr gerannt als gegangen sind. Für den Bahnmitarbeiter scheint das offensichtlich normal zu sein. Er beobachtet den Berg mit dem Feldstecher und lässt die nächsten Bergsteiger auch noch auf die Bahn. Wir sind froh, dass wir es geschafft haben, auch wenn wir die gute öV-Verbindung verpasst haben und fast eine Stunde warten müssen. Wir nutzen die Zeit um das Material zu sortieren, etwas zu essen und dann bleibt auch noch Zeit für die Beiz, wo Urbi auch gleich einen Teil der Teilnehmerbeiträge in die Getränke investiert. Besten Dank Urbi dafür und für die Organisation der ganzen Tour!

Samuel Büchel