Jede Tour beginnt mit der Anmeldung. Klar, der Termin muss passen, das Tourenziel verlockend sein und da sind ja noch einige Codes, die das SAC-Neu-Mitglied dechiffrieren muss: Aktive, H, S/B/WS, und ein mir noch unbekannter Tourenleiter? Lande ich da wirklich bei einer Tour nach meinem Gusto? Das Wort „gemütlich“ hat schliesslich alle Zweifel beseitigt.
Ich besteige den Zug nach Zweisimmen in Münsingen und scanne während der Fahrt durchs grüne Simmental die Passagiere auf potentielle Tour-Teilnehmende ab. Unser Tourenleiter, Bernhard Flühmann stellt sich mir und meinen Kollegen kurz vor der Ankunft an der Lenk vor. Im Taxi auf die Iffigenalp sitzen noch zusätzliche Fahrgäste, sodass sich die Zugehörigkeit zu unserer Gruppe erst beim Anschnallen der Felle definitiv klärt: Eine Zusatz-Tourenleiterin und sieben Teilnehmerinnen komplettieren unser Team. Zu zehnt, um Zehn nach Zehn starten wir und erreichen in standardmässig flottem Tempo die Wildhornhütte. „Gemütlich“ ist der lange Nachmittag an der Sonne vor der Hütte. Kulinarisch ist das „Wildhornpfännli“ hervorzuheben. Im feuerfesten Gefäss ist über Kartoffelgratin eine üppige Lage Käse randvoll geschichtet. Das obenauf thronende Ei schürt die Angst vor dem Überschwappen der dampfenden Masse. Der Wind treibt uns allmählich ins Innere der Hütte. Beim Nachtessen manifestiert sich dann die Ausgewogenheit unserer Gruppe: Bei den fünf VegetarierInnen schwimmen Kichererbsen, die für die fünf Nicht-Vegis durch feine Fleischstücke aus der Bergmetzg ersetzt wurden, in einer Currysauce. Reis ist die Beilage. Nach dem Schoggi-Pudding erläutert uns Bernhard seinen sorgfältig ausgearbeiteten Plan zum Aufstieg aufs Wildhorn. Schlüsselstellen, vorgesehene Abschnittszeiten, voraussichtliche Verhältnisse. Nach „absolvierter“ Hüttennacht geht es um Viertel vor Sieben los. Pünktlich gegen elf Uhr erreichen wir ohne grosse Schwierigkeiten den Gipfel. Wir geniessen die grossartige Aussicht, nehmen aber auch wahr, dass von Westen fleissig Wolken herangeschoben werden. Zeit also, die Abfahrt über windgepressten, verfahrenen Schnee anzutreten. Immerhin erinnern uns einige aufgesulzte Hänge daran, wie Frühlingsskifahren auch sein könnte…Letzten Schneespuren folgend erreichen wir die Iffigenalp, wo bereits wieder ein Taxi wartet. Das Etikett „gemütlich“ hat mich letztlich auf diese Tour geführt. Angesprochen fühlten sich offensichtlich auch weitere Personen mit ähnlichen Ansprüchen, was zu einer angenehmen und dennoch facettenreichen Gruppe beitrug. Die sorgfältige Planung und die gute Kommunikation durch den Tourenleiter Bernhard Flühmann haben uns ein stressfreies Erlebnis in den Bergen ermöglicht.
Herzlichen Dank dem Tourenleiter und der Gruppe!
Michael Saier