Teilnehmer: Daniel Bielser, Claus Upmann, Tinu Kindler
Ausnahmsweise meine Sonntags-Sektionstour bereits am Freitagabend fertig eingetütet, ausnahmsweise Lawinensituation & Wetter genügend verlässlich, mal einfach ganz so wie geplant. Es ging aber doch nicht ohne grosses ABER: am Samstagmorgen meldet sich eines meiner Schäfchen: «Kuck mal im Gipelbuch, Foto von vis-à-vis vom Freitag, das Hübschhorn hat ja gar keinen Schnee!» Tatsächlich, sieht nicht gerade üppig aus. ABER: dünne weisse Streifen und Flecken hat es doch! Nach einem vertieften In-mich-Kehren der Entschluss, doch zum Simplon zu fahren. Und ja, trotz Zeitumstellung früh auf den Zug um auch Reserven für Eventualitäten zu haben.
Bei der Anreise dann der gemeinsame Entschluss, doch mal am Hübschhorn kucken gehen, und nicht gleich von Anfang an Plan B oder C zu bemühen. Nach dem Start-Kafi im Hotel Monte Leone dann mal los; nur das mit dem «mal kucken» erwies sich als sehr schwierig im Nebel. Und der obligate Simplonpass-Wind dazu. Naja, eben «mal kucken gehen»…
Die Terrasse mit der Hochspannungsleitung drauf (ca 2200m) doch gefunden, auch wenn ich einmal das GPS zücken musste (böses GPS). Und doch die Hoffnung, dass sich der Nebel resp. die Bewölkung wohl doch noch auflockern werde gemäss Prognose.
Bei ca 2400m ums Eck vom Westgrat rum. Der Nebel macht schüchtern der Sonne Platz; der Wind bleibt, im Bereich vom Grat sogar ziemlich forsch. Und dazu macht sich grosse Ernüchterung breit: Wie befürchtet viele, viele grosse böse Steine, dazwischen sogar auch ein bisschen Schnee. Nun, dann wollen wir mal kucken gehen ob es oben besser wird…
Tatsächlich, so ab 2600m lassen sich erste wirklich zusammenhängende Schneeflecken finden, teils sogar ein Hauch von hergefegtem Pulverschnee. Und der Gipfel auf 3190m in Sichtweite – mol, das sollte hinhauen zum Ski fahren. Also weiter. Der Aufstieg forderte doch einiges an Konzentration im durchwegs steilen Gelände; über und zwischen Steinen hindurch, steilere Passagen im harten Firn queren (heute wäre Harscheisen-Vergessen ganz schlecht gewesen…), immer mal wieder eine Spitzkehre an suboptimaler Position.
In gemächlichem Tempo haben wir aber trotzdem, bei abnehmendem Wind (zunehmend in der SW-Flanke), dafür zunehmendem Schnee, das vorgesehene Skidepot auf rund 3000m erreicht. Was Skidepot, nix da, der Gipfel lockt zur Abfahrt. Geht das für alle? Naja, nicht gerade die grosse Euphorie, dann wollen wir halt mal kucken gehen.
Also Steigeisen anziehen, Ski aufbinden und los geht’s für die letzten gut 150 Hm. Tinu hat sich auf halber Höhe am Südgrat noch ne Jacke übergezogen, normalerweise wird’s ja oben nicht besser. Knapp daneben; am Gipfel dann (fast) windstill. Wir mutterseelenalleine am Berg, grandiose Rundsicht, Sonne pur; nur der Schnee… aber wir wollen ja nicht jammern.
Nach ausgiebiger Gipfelrast also in die doch beachtlich steile und mittelharte Gipfelflanke rein stechen. Geht das für alle? Hier ist «mal kucken» definitiv fehl am Platz! Alle haben’s bravourös gemeistert, wenn auch anfangs zaghaft, aber lieber so mit etwas Reserve. Schade, hier wäre seidenfeiner Sulz vorgesehen gewesen, aber der liebe Wind war stärker als die Sonne.
Ok, kein knietiefer Pulver, und keine 500 hm-Hänge am Stück; aber dennoch in erstaunlich gutem Skigelände dem Tale entgegen. Und immer schön den Felsblöcken ausweichen. Schnee zunehmend besser werden; leicht aufsulzend, etwas Triebschnee, bockhart, alles dabei ausser der knietiefe Pulver.
Auf 2600m und 200 Hm höher als der blaue Strich auf der Skitourenkarte in die W-Flanke gequert. Hier viel besser eingeschneit – da hätten wir uns viele mühsame Spitzkehren sparen können am Morgen. Jänu, der Nebel und der blaue Strich waren schuld… Und so kam in der W-Flanke doch fast so was wie Fahrspass auf; z.T. feucht werdender Triebschnee, da und dort etwas angesulzt, bis zum Pass resp. Hospiz runter ganz passabel.
Eigentlich wäre noch ein Einkehrschwung bei den Mönchen im Hospiz vorgesehen gewesen, aber kurz nach unserer Ankunft kam schon das nächste Poschi, und das wollten wir dann doch nicht auslassen. Das kleine Apéro haben wir im Zug nachgeholt.
Dickes Merci an die Teilnehmer fürs Mitkommen trotz aller Zweifel und Unkenrufen. Ich denke, das «mal kucken gehen» hat sich heute – wie so oft im Bergsport – mal wieder sehr ausbezahlt!!!
Urbi Wyser, Tourenleiter