Bericht zur Tour
Autor
Erich Jordi
Erstellt am
01.12.2018 16:09
Letzte Änderung
02.12.2018 11:01
Tourenbericht

Samstag: Anreise
Zehn erwartungsvolle Teilnehmende konnten die Tourenleiter Carla & Erich Jordi im Flughafen Zürich begrüssen; zwei weitere mussten leider kurzfristig annullieren. Nach kurzem Flug nach Amsterdam und anschliessender Bahnfahrt bezogen wir unser Hotel in Steenwijk, dem Ausgangspunkt der Velowoche.

„Hey, wir sind in Holland!“ Dieses Gefühl stellte sich ein beim Willkommensapéro, nachdem die Mietvelos individuell angepasst waren. Ein feines gemeinsames Nachtessen mit Informationen über die kommenden Tage, und schon wurde es langsam Zeit ans Schlafen zu denken.

Sonntag: das Venedig des Nordens
Ein kurzes Gruppenfoto vor dem Hotel, und los ging's zur ersten Etappe. Nach wenigen Kilometern dann schon eines der vielen Highlights: Giethoorn, auch Venedig des Nordens oder schönstes Dorf der Welt genannt. Romantische Häuschen mit Schilfdächern, jedes mit eigenem Brücklein und liebevoll gepflegtem Garten. Fortbewegen geht nur zu Fuss oder auf den schmalen Kanälen. Ein riesen Spass war die darauf folgende Rundfahrt mit den Flüsterbooten durch das Dorf und die umliegende Naturlandschaft. Peter, Madeleine und Harry versuchten sich als Kapitäne; mit unterschiedlichem Erfolg. Jedenfalls erinnerte die Fahrt zeitweise an die Putschautos vom Jahrmarkt. Nach der Mittagspause radelten wir quer durch den Nationalpark Weerribben-Wieden, eine unglaublich vielseitige Naturlandschaft mit Schilf- und Sumpfgebieten, Moorlandschaft, Feuchtwiesen, Wäldern und viel Wasser. In Ossenzijl, einem kleinen Dorf am Rande des Nationalparks, bezogen wir dann unser Nachtquartier.

Montag: Natur und maritimes Ambiente am Ijsselmeer
Carla fokussiert unsere Gruppe mit der einminütigen Achtsamkeitsübung auf die zweite unfallfreie, ereignisreiche Tagestour. Der Weg führt uns vorerst durch ein ehemaliges Torfabbaugebiet. Nach dem Abbau füllten sich die Gräben mit Wasser; sie bilden heute ein labyrinthartiges Kanalsystem. Beeindruckt werden wir von einem spontanen Halt auf dem „Melkveebedrijf van der Weerd“. Vater und Sohn zeigen sich erfreut über unser Interesse an ihrem Familienbetrieb. Mit Stolz und Begeisterung führt uns der Sohn durch die durchrationalisierte Anlage mit rund 220 Hochleistungs-Milchkühen. Die Futterzufuhr erfolgt individuell pro Tier. Das Melken übernehmen insgesamt vier Melkroboter vollautomatisch. Ein weiterer Tageshöhepunkt bildet die Führung durch das 1920 eingeweihte Woudagemaal-Dampfschöpfwerk. Das Werk wurde zur Entwässerung des friesischen Festlands gebaut. Bei Hochwassergefahr ist es in der Lage, pro Minute bis zu 4 Mio Liter Wasser vom Festland ins angrenzende Ijsselmeer zu pumpen. Das Woudagemaal gehört zu den von der UNESCO als Weltkulturerbe bezeichneten Stätten. Zur Übernachtung steigen wir im Hotel Lemmer – einer ehemaligen Mastenmakerij – ab.

Dienstag: Windmühlen in Aktion
Gestärkt von einem reichhaltigen Frühstück radelten wir bei idealem Velowetter von Lemmer Richtung Woudsend. Carla und Erich haben sich mit dem stellvertretenden Ortsobmann für eine Dorfführung verabredet. Wir erfuhren viel Spannendes über die Dorfgeschichte. Hier sind zwei Windmühlen aus dem 16. Jahrhundert erhalten – nicht als Museum sondern als lebende Denkmäler. Der Müllermeister der die Kornmühle täglich zum Getreidemahlen betreibt und ein ehrenamtlich arbeitender junger Mann der wöchentlich einen Tag die Holzsägemühle in Schwung hält, führten und erklärten uns ihr Handwerk mit viel Herzblut und Leidenschaft. Unsere Weiterfahrt nach Sneek, mit seiner historischen Altstadt und heute einem der wichtigsten Wassersportzentren der Niederlande und der Radweg danach, durch wunderschöne Auen- und Schilflandschaften, führten uns zu unserer Unterkunft kurz vor Akkrum am Prinses-Margriet-Kanal.

Mittwoch: Skutsjesilen (Skutsjesegeln)
Die Sonne begrüsst uns am Prinses-Margriet-Kanal. Schöne Stimmung für die Achtsamkeitsübung. Bald nach dem Losfahren passieren wir eine Dreifach-Unterführung: unten Autobahn und Veloweg, in der Mitte Schiffskanal und oben fährt derZug über eine Drehbrücke. Bei einem Feld umgeben von Kandelabern hat Madeleine das Quiz erraten, dass hier im Winter eine Schlittschuhbahn ist. Nun fahren wir durch den Nationalpark de Alde Faenen; ein Sumpfgebiet, das zu den reichsten Naturlandschaften Nordwesteuropas gehört. Ein spezielles Erlebnis ist der 'Segeltörn' auf dem Skutsje. Das ist ein Flachsegelboot für Transporte, heute eher zum Vergnügen. Das Boot wurde 1907 gebaut und hat 115m2 Segelfläche. Wir werden mit Kaffee und Oranjekuchen willkommen geheissen. Danach führen uns der Schiffsführer und sein Gehilfe Fritz in Grundbegriffe des Segelns ein. Beschaulich gleiten wir über die Wasserwege. Nachmittags frischt der Wind auf, und bei Wendemanövern werden je nach Schiffslage die seitlichen Schwerter heraufgezogen oder hinuntergelassen. Der Skipper meint, dass sich die Bergler auch auf See gut machen! Wir radeln weiter zum Hotel Princenhof, das seinem Namen gerecht wird. Ein toller Tag mit Sonnenuntergang geht zu Ende.

Donnerstag: Planetarium und Wattenmeer
Die 5. Etappe führt von Earnewoude über Franeker nach Harlingen. Nach kurzer Velofahrt treffen wir auf die erste Fähre, welche uns über einen der vielen Kanäle führt. Nach ca. 40km Velofahrt, mehrheitlich landwirtschaftlich geprägtes Gebiet, treffen wir in der wunderschönen historischen Kleinstadt Franeker ein. Hier besuchen wir das älteste funktionstüchtige Planetarium weltweit. Welches durch den hochbegabten jungen Eise Eisinga von 1774 bis 1781 berechnet und gebaut wurde. Mit vielen Eindrücken nehmen wir den Rest der heutigen Etappe unter die Räder und müssen das erste Mal gegen den Wind ankämpfen. Mit grossem Jubel treffen wir in Harlingen am Wattenmeer ein, unserem Etappenziel, welches zugleich das Ende der gemeinsamen sehr schönen Holland Velotour bedeutet. Zum Schluss dieser Etappe haben sich ein paar Teilnehmer mit Hering gestärkt, was für alle ein riesen Spass war.

Freitag: Tag zur freien Verfügung in Harlingen
Peter und Ruth nahmen die Schnellfähre nach Terschelling und genossen die Dünen und Wälder dieser Watteninsel, Ursula fuhr mit der Bahn in die Friesische Hauptstadt Leeuwarden. Der grosse Rest der Gruppe radelte zum Afsluitdijk (Abschlussdeich), dem 32 km langen, 1932 vollendeten Deich, der seither das Binnenwasser Ijsselmeer vom Wattenmeer trennt. Dank diesem Bauwerk konnte in der Folge Land mit einer Fläche von 1‘650 km2 (entspricht dem Kanton Freiburg) nachhaltig trocken gelegt und nutzbar gemacht werden. Wir waren tief beeindruckt von den gewaltigen Schleusen und Sperren, die das Land vor Sturmfluten zuverlässig schützen. Fast ein wenig wehmütig brachten wir gegen Abend unsere Mietvelos zurück und setzten uns zusammen zu einem feinen Abschiedsessen mit Blick auf den geschäftigen Hafen.

Samstag: Heimreise
Statt dem einfachen Weg per Bahn, wählten wir den abwechslungsreicheren mit dem Bus über den Abschlussdeich und Nordholland zum Flughafen. Während Ursula noch ein paar Tage in Amsterdam blieb, brachte unsere heimische Fluggesellschaft alle anderen pünktlich nach Zürich. Damit ging die perfekt organisierte und umsichtig geleitete Reise zu Ende. An den vielfältigen Eindrücken und tollen Erlebnissen werden wir uns sicher noch lange erfreuen.

Autoren:
Ursula Buchofer, Erich & Carla Jordi, Helen & Beat Kipfer, Rosmarie & Walter Maurer, Elisabeth & Harry Meier