Bericht zur Tour
Autor
Raphael Rohner
Erstellt am
23.07.2019 21:02
Letzte Änderung
06.09.2019 8:42
Tourenbericht

Das Gwächtenhorn ist ein Berg auf der Grenze zwischen den Kantonen Bern und Uri, vielleicht neben den Sustenhörnern und dem oberhalb des Triftgletschers liegenden Eggstock einer der gar östlichsten Gipfel des Kantons Bern. Das Gwächtenhorn ist von einer grandiosen Gletscherlandschaft umgeben, so dass eigentlich nur wenig von seinem felsigen Kern überhaupt frei liegt. Im Südwesten liegt weit unterhalb der steil abfallenden Felswand des Westgrates der Chelengletscher und im Nordosten fliesst der Steingletscher fast vollständig um das Gwächtenhorn. Der Zustieg ist daher in jedem Fall über den Gletscher zu begehen. Geologisch liegt das Gwächtenhorn eher im Gneisbereich, wobei die Gesteinsgründe des Gebietes vielschichtig sind. Der Westgrat besteht in erster Linie aus Gneisen und Glimmerschiefer sowie Amphiboliten.

Die Tour war für Freitag-Samstag geplant und ausgeschrieben. Der Versuch hat aufgezeigt, dass am Freitag sich doch wenig SAC’ler für eine Tour begeistern können. Vielleicht liegt‘s an der Ferienzeit, vielleicht arbeiten die meisten am Freitag. Der letzte Versuch sei damit noch nicht erbracht.
Nach einer Abmeldung über Nacht vor der Tour wegen Krankheit waren wir dann nur noch zu zweit. In gegenseitiger Vereinbarung entschieden wir uns aber dazu, die Tour trotzdem durchzuführen. Die Wetterprognose war so gut, dass wir uns gut auf das Tierbergli wagen konnten. Einzig der Samstag war mit gewitterhaften Unsicherheiten behaftet. Je nach Datengrundlage (und die waren ziemlich verschieden), wäre die Tour durchführbar oder total zum Scheitern verurteilt gewesen. Wer nicht wagt, der gewinnt nicht, sagt ein altes [(bergtechnisch sinnvolles)] Sprichwort!
So marschierten die zwei tapferen Blüemlisälpler am Freitag 19. Juli von der Busstation Steingletscher Richtung Tierbergli, erreichten nach der Passierung des immer grösser scheinenden Steisees bald mal den Pakplatz Umpol, wo der Weg in den Zustieg zur Tierberglihütte mündet. Über persistente Restschneefelder und den schönen felsigen Zustieg erreichten wir bald mal die Hütte. Der Blick auf den Steingletscher von der Tierberglihütte ist immer wieder fantastisch.
Nach kurzer Pause entschieden wir uns in Folge der Gegebenheit, dass wir nur zu zweit waren, am Nachmittag Massnahmen Spaltenrettung, Knoten und Selbstaufstieg zu üben. Die ankommenden Seilschaften berichteten von weichen Verhältnissen, es war auch ordentlich warm am Nachmittag. Die Übung Spaltenrettung war dann ganz gelungen, so profitierten wir beide davon.
Am frühen Samstagmorgen machten sich scheinbar fast alle Seilschaften um 04.30 Uhr auf zum Frühstück. Gefolgt vom Blüemlsälpler-Duo dann auch ab auf verschiedene Touren im Sustenhorngebiet. Wir entschieden uns bei der Tourenplanung bereits im Generellen eine defensive Linie zu gehen und holten weit aus, um danach gegen den Westgrat des Gwächtenhorns aufzusteigen. Glücklicherweise hat der Gletscher bei morgendlichen Temperaturen von um die 5 Grad trotzdem etwas abgestrahlt und die Bedingungen waren gut. Nach einer Stunde erreichten wir über den steilen Aufschwung mit Schrund, der noch gut eingeschneit ist, den Westgrat. Der Westgrat begann schön in der sanften morgendlichen Sonne zu leuchten als wir oben die Steigeisen in den Rucksack verpackten. Wir setzten die Tour auf dem Gneis-und Glimmerschiefer fort. Der Grat ist an seiner Gratkante relativ fest, weswegen wir diese nie verliessen. Kurzweilig und wunderschöne Passagen überwanden wir in leichtem Auf- und Ab, bis wir nach weniger als einer weiteren Stunde um zehn nach sieben den Gipfel erreichten. Welch freudiger Moment, etwas getrübt durch die wolkige Aussicht gegen Süden. Vom Gwächtenhorn sähe man nämlich von Matterhorn bis Mont Blanc, was uns halt heute verwehrt blieb.
Nach kurzer Gipfelrast seilten wir wieder am langen Seil an, knoteten nach Lehrbuch das Seil und machten uns auf den Abstieg. Bereits etwa um halb neun erreichten wir die Tierberglihütte, deren Personal tief in der täglichen Putzarbeit versunken war. Nach kurzem Break und Einpacken der 7 Sachen, gedachten wir der eher spärlichen ÖV-Verbindungen wegen, den Abstieg zum Hotel Steingletscher (Bushalt) unter die Füsse zu nehmen. Bereits um 10:50 Uhr waren wir unten im Restaurant des Hotels Steingletscher und gönnten uns Kaffee, Sandwiches und Pommes. Die Tour war trotz kleinstmöglicher Gruppenkonstellation sehr gelungen. Vielen Dank Wilfried!