Bericht zur Tour
Autor
Urban Wyser
Erstellt am
05.01.2020 12:40
Letzte Änderung
05.01.2020 12:40
Tourenbericht

Teilnehmer:
Valentina Pagnamenta, Erwin Leichti (Jg 46!), Fritz Schranz.
Leider werden die Winter je länger je lausiger, und so sind auch diesen Winter zu Beginn der Saison (immerhin Anfangs Jänner!) die gängigen Touren im Berner Oberland "untenraus" äusserst dürftig eingeschneit (Wink mit dem Zaunpfahl: es soll sich doch jeder selber an der Nase nehmen...) und "obenraus" ist das spärliche Weiss zünftig verblasen.
Bei der Zugfahrt durch den Lötschberg fällt auf, dass in Kandersteg eher Sommer und in Goppenstein def. Winter ist. Daher muss auch dieses Jahr eine Ersatztour her: Anstatt von Tiermatti aufs Wiriehorn sind wir im Lötschental von Ferden auf den Restipass, die Tellifurrga und den leider namenlosen Gipfel Pkt 2777 gestiegen.
Start im noch schattigen Ferden (1375 müM) bei fast schon blauem Himmel. Der Schnee liegt für die geplagten Oberländer sehr üppig, allerdings hat er doch schon zünftig Wärme abgekriegt, und die verhältnismässig tiefen Temperaturen und die Schleierwolken verschulden, dass dieser Schmelzharsch nicht wie erhofft aufzutauen vermag bis zum Nachmittag.
Über Schafweiden mit etwas sportlichen Absätzen steigen wir zum Maiensäss Bärsol (ca 1700) auf, weiter geht’s durch ruppiges Gelände (Lawinen-Schneise resp. steiler Wald); kleine schattige Pulverflecken und wärme-geprägter Schnee wechseln sich ab. Das Wetter zeigt sich von der sonnigen Seite, die wenigen föhnigen Wolkenfetzen stören nicht wirklich und der Aufstieg bis zur Restialp macht warm.
Unterhalb der Restialp (2100) queren wir ins Tal rein und passieren dabei imposante Gleitschneelawinen. Erstaunlich und erschreckend, wie schlecht der Boden gefroren ist! Mit langen Traversen queren wir weiter ins sanft ansteigende Tal Richtung Restipass, ostseitige pulvrige Stellen wechseln sich mit windgeprägten ab. Im Schatten vom Faldumgrat merken wir, dass wir doch schon hoch sind und es entsprechend kühl ist, selbst im Aufstieg.
Bereits vor dem Restipass beschliessen wir, dass Erwin auf uns im Restipass (2628) warten wird, so steigen Valentina, Fritz und ich etwas zügiger weiter via Tellifurrga auf den kleinen, namenlosen, aber keineswegs unscheinbaren Gipfel Pkt 2777 auf. Auf dem Gipfel war’s soeben noch sonnig und windstill, plötzlich auffrischende Böen machen es uns leicht, die Gipfelrast runter in den Restipass zu Erwin zu verschieben.
Im Restipass ist es windstill und sonnig, aber die Schleierwolken nehmen tendenziell zu und über den Petersgrat und das Hockenhorn drückt die anrückende Front.
Der nun auffrischende Talwind und die verschwindende Sonne lassen uns die Abfahrt zügig in Angriff nehmen. Kleine schön pulvrige Stelle und etwas heimtückische Winddeckel wechseln sich ab; so blutet das Herz nicht all zu arg bei den zahlreihen „Rück-Traversen“.
Die Abfahrt von der Restialp hätte besser ausfallen können, die tiefen Spuren in der Schmelzharschkruste vermögenen nicht wirklich, Freude aufkommen zu lassen. So fällt es uns leicht, ab Bärsol auf dem gepisteten Winterwanderweg bis zum Dorfrand zu cruisen.
Auch in Ferden ist die letzte Beiz geschlossen (wie war das, immer betrauern, wenn die Tante-Emma-Läden schliessen, selber aber nie dagewesen sein?), so machen wir mit dem Poschi noch einen Einkehr-Schwung nach Kippel zum obligaten Umtrunk.