Bericht zur Tour
Autor
Urban Wyser
Erstellt am
15.03.2020 6:56
Letzte Änderung
15.03.2020 6:56
Tourenbericht

Teilnehmer: Ursi Gretener, Richard Wittwer

Vorbereitung/Planung. Endlich-endlich konnte ich eine Sektionstour so wie ausgeschrieben angehen: Wetter & Lawinensituation haben gepasst, sogar ein Hauch Neuschnee von anfangs Woche war dabei und der Talboden im Saas-Tal hat sich wacker weiss gehalten bis zum Wochenende.
Aufgrund des ganzen Corona-Troubles (Bundesrats-Entscheid zu Schulschliessung etc. am Vortag) hat sich die Teilnehmerzahl von vier auf zwei halbiert.

Anreise: Ein erneuter Wassereinbruch im Lötschberg-Basistunnel hat dazu geführt, dass wir die Tour gemütlich im Kaffee in Visp starten konnten (wer weiss, wie lange die noch offen sind..), und dank Halbstunden-Takt der Poschis und der grundsätzlich frühen Stunde war das auch durchaus zum Aushalten.

Aufstieg: Start in Saas Balen 1483. Die Tour führt im unteren Teil durch eine steile SW-Flanke bis zur Alp Siwine, daher mussten wir trotz weissem Talboden zuerst einmal die Skier aufbinden. Der Plan wäre gewesen, spätestens ab der Meiensäss-Siedlung Matt auf rund 1800 zu Fellen, aber das war eben nur ein Plan. Endlich-endlich konnten wir dann nach rund 1h Ski Tragen auf 1940 so loslaufen, wie es sich für ein Skitour gehört. Auf der Alp Siwine 2077 dann die erste ausgedehnte Pause (wie angekündigt: eher wenig Pausen…). Wetter: deutlich bewölkter als nach Wetterbericht erhofft, aber durchaus mit Tendenz zur Besserung…
Die Weiden der Alp präsentierten sich überhaupt nicht so winterlich wie erhofft, und so war nochmals kurz Ski Tragen angesagt, bis zur Querung rüber zum Siwiibode. Nun endlich-endlich Ski anschnallen auf 2160; tja, früher, als die Winter noch Winter waren!!! Der Siwiibode ist ein markanter, breiter, flacher Grasrücken, der ins Tal hinaus ragt; und wenig erstaunlich, sich in diesem Jahr auch nicht gerade in üppigsten Winterkleid präsentiert, so wie auch der ganze obere Teil der Tour.
Der weitere Aufstieg ins Mattwald-Tal hinein war begleitet von einer sehr mystischen Wolken-Nebel-Sonne-Stimmung, die die Hoffnung schürte, dass die Sonne die Überhand nehmen würde. Auf 2600 grosse Pause mit purem Sonnenschein, windstill, grossen offenen Hängen und mutterseelen allein unterwegs. Was will man mehr? Naja, grundsätzlich ziehe ich eine hübsche Wolkenstimmung nur stahlblauem Himmel vor, aber dass die massive Mischabel-Gruppe sich hartnäckig verhüllt zeigte, das wäre verbesserungswürdig gewesen.
Der weitere Aufstieg folgt dem breiten SW-Rücken zum Gipfel. Aufkommender Wind und abnehmende Sonne machten, dass die gefühlte Temperatur deutlich sank und wir zügig Richtung Gipfel strebten.

Gipfel: Das Prachts-Panorama vom Mattwaldhorn 3246 (Simplon-Region, Fletsch- & Lagginhorn, Mischabel) blieb uns leider verwehrt, der Gipfel war mehrheitlich wolkenverhangen. Auffrischender Wind liess uns die Gipfelrast einstimmig auf später verschieben.

Abfahrt: Für die Abfahrt wählten wir die riesige Flanke westlich unseres Aufstieges. Der obere Teil bis rund 2750 war wenig prickelnd: Der wenige Neuschnee war bloss zu einem unzuverlässig tragendem Deckel verbacken, und auch das diffuse Licht machte die Sache nicht besser. Jammerschade um diesen wahnsinns Ski-Hang. Da kommen wir gerne mal wieder!
Es folgten 500 sehr ergiebige Höhenmeter: gut tragend, fein aufgesulzt, breite Hänge. Dafür hat es sich gelohnt, die Skier zu buckeln. Zurück über den noch etwas ruppigen Siwiibode und durch die Waldpartie so gut es halt ging so nahe wie möglich mit den Skis bis zu Alp Siwine. Und hier endlich-endlich ausgiebig Mittags-Rast (oben war’s nicht angenehm, danach waren wir so schön im Flow…).
Die eigentliche Abfahrt würde von hier über die Alpweiden in eine steile Rinne führen, das sah aber gar nicht „gluschtig“ aus. Daher dem alten Alpweg folgend, aber doch immerhin auf gutem Schneeband mit Skis. Bis rund 1880 ging das ganz gut mit wenig Augen zudrücken, da war dann für die Teilnehmer doch Schluss. Der Tourenleiter selber trägt zwar sehr gerne Skis hoch, aber nicht runter, und so mussten die letzten Schneereste im Wald doch auch noch befahren werden, so dass doch festgehalten werden kann „knapp fahrbar bis oberhalb Matt 1800“.
Die Wanderung zurück ins Tal war erstaunlich kurz und durchaus gut verkraftbar.

Heimreise. Der Wassereinbruch vom Morgen wie auch der Rest der Zivilisation mitsamt Corona hat uns wieder eingeholt mit der Ankunft im Tal. Aufgrund der Sperrung vom Lötschberg und des daraus resultierenden Umweges via Brig – Kandersteg verzichteten wir schweren Herzens auf den Tour-Abschluss-Trunk vor Ort; immerhin im Bahnhofsbuffet Brig gab’s dann eine Runde Kaffee zur Stärkung für die durchaus hübsche, aber doch unverhofft lange Heimreise.

Urbi Wyser, Tourenleiter