Teilnehmer: Veronika Pospisilova, Fritz Schranz, Oli Ritschard, Pädu Mast, Jüre Gerber
Die Strasse ins Val d’Anniviers ist wegen Sanierungsarbeiten derzeit gesperrt, dies führt zu einer Anreise mit Umwegen über pittoreske Räuber-Strässchen via Vercorin & Pinsec; bei der vorbildlichen Benützung vom öV zusätzlich zu unpassenden Anschlüssen. Aber die beiden langen Aufenthalte in Sierre konnten wir sehr gut zum Toureneinstieg & -abschluss, bei Kaffee resp. Bier nutzen!
Aber alles der Reihe nach, dieses Mal zur Abwechslung von hinten nach vorne.
Aufgrund der längeren Rückreise hatten wir uns aufs frühere 4-Uhr-Poschi geeinigt. Der Schlussspurt über die Staumauer vom Lac de Moiry (wirklich gerannt!) hat gereicht, dass wir tout juste das Poschi erreicht haben (welches eben nicht um 16:00, sondern schon um 15:53 gefahren ist, was je nach Lage im Zeitplan durchaus relevant sein kann…).
Der Hüttenabstieg verlief zügig & recht unspektakulär; einzig aufgefallen ist uns, was die zahlreichen normalen Touristen alles in die Hütte hoch tragen: Riesen-Rücksäcke, Campig-Stühle, Crocs… Der horizontale Teil vom Rückweg in die Zivilisation (entlang vom Lac de Moiry, vom hintersten Parkplatz bis zur Poschi-Station, inkl. Querung der Mauer) war eben mit 4.5km doch etwas länger als sehr grob ab Karte geschätzt „ca 3km“. Kein Wunder, dass hier dann doch etwas Hektik aufkam im Bestreben, das Poschi zu erwischen. Nun, wie das so ist, mit halb-schwerem Rucksack, Bergschuhen, Hitze und flachen Strecken, kann dies durchaus zu Sohlenbrennen & Blasen führen. Aber die Gruppendynamik hat gepasst, so dass selbst der erwähnte Schlussspurt drin lag.
Glücklich und zufrieden, nach erfolgreicher toller Tour, hätte das Kaiser-Wetter durchaus zum Verweilen auf der Hüttenterrasse eingeladen. Aber der Zeitplan sah vor, den Hüttenabstieg um 14:15 anzutreten, so dass nur gerade eine Viertelstunde blieb fürs Umpacken, Verpflegen, Nachschmieren Sonnencrème, Konsumation und für den Tourenleiter sogar noch die kurzen Hosen zu montieren.
Der Abstieg vom Dent des Rosses 3613 zum Schneesattel (ca 50 Hm) war ohne Schwierigkeiten in leichtem Kraxelgelände, der Abstieg über den eindrücklichen Gletscher (riesige Spaltenzonen & Abbrüche, der unterste sogar zum Greifen nahe von der Hütte aus; aber auch der Glacier de Moiry, so eindrücklich er ist, schlussendlich tragisch am Serbeln!!!) war reine Formsache. Mit dem nicht all zu frühen Start am Morgen hatten wir einen tendenziell weichen Firn in Kauf genommen nach dem Mittag, und das ist sehr gut aufgegangen. Den Rückweg vom Gletscher zur Hütten nahmen wir nun zum vierten Mal unter die Füsse.
Die Aussicht und insbesondere die Fernsicht auf dem Dent des Rosses war phänomenal! Kaiserwetter – Grand Beau! Der Mont Blanc zum Greifen nahe, und sogar der Niesen (!) liess sich zwischen Rinderhorn und Lohner ausmachen (gilt übrigens auch umgekehrt – Niesen-Panorama mal studieren). Dazu windstill – so soll es sein. Und ringsum die gesamte Walliser Prominenz mit Weiss-, Zinalrot-, Obergabel-, Matter-Horn & Dent Blanche!
Das eigentliche Kernstück der Tour war die Überschreitung von der Pointe du Mourti 3563 zum Dent des Rosses 3613. Die klettertechnische Herausforderung war ganz am Anfang, vom Gipfel weg über den scharfen, exponierten SE Grat in 3er-Gelände eine Seillänge abzusteigen. Die paar Bohrhaken waren hier hoch willkommen; und für mich einmal mehr die Erfahrung, dass sich auch an sich kurze Schlüsselstellen bei Sektionstouren mit 3 Seilschaften rasch zu Zeitfressern entwickeln. Der Rest der Überschreitung war sehr ansprechend: leichtes Kraxeln angereichert mit II-Stellen. Aufs Überklettern vom Gendarm unterwegs verzichteten wir aus Zeitgründen. Der Aufstieg vom Col des Rosses 3499 zum gleichnamigen Zahn, nur gut 100 Hm, war von Nahmen betrachtet erstaunlich steil; und es war definitiv mehr Klettern als nur Kraxeln gefragt. Aber doch so, dass es am halblangen, laufenden Seil noch zu verantworten war.
Der Aufstieg vom Gletscher zur Pointe du Mourti über den NE-Grat ist zuerst eine einfache Blockgrat-Kraxelei, die sich im Firnfeld der Nordwand verliert. Da gute Firnauflage, geringe Steilheit & gute vorhandene Spur erlaubten ein zügiges Erreichen des Gipfels.
Beim moderat frühen Start um 6:20 lag unser erstes Etappenziel, die Pointe du Mourti, bereits in der Sonne bei strahlendem Himmel. So starteten wir, bei recht milden Temperaturen (einerseits angenehm, andererseits übel für die Gletscher!) frohen Mutes in den Tag. Der Zustieg zum Gletscher kannten wir bereits vom Vortag, auch bei der Gletscherquerung oberhalb vom imposanten Bruch (der, den man von der Hütte aus sieht) kamen wir dank der guten Abstrahlung zügig voran.
Der Hüttenabend verlief im gewohnten Rahmen; aber mit stattlichen Preisen. Einzig mit dem Ärgernis, dass jedes Mal, wenn man aufsteht, Föteler holt um ein tolles Foto zu schiessen, sich das Sujet innerhalb weniger Minuten wieder komplett verändert hat wegen vorbei ziehenden Nebelschwaden.
Das Nachmittagsprogramm am Freitag sah die Besteigung der Pigne de la Lé 3396 vor. Nach kurzer Mittagsrast starteten wir mit leichtem Rucksack. Zunächst über den Weg zum Glacier de Moiry (den wir noch dreimal machen sollten), dann hoch zum Col du Pigne und anschliessend in leichtem Blockgelände über den N-Grat zum Gipfel. Die erhoffte resp. angesagte deutliche Wetterbesserung liess lange auf sich warten, Nebelfetzen hingen lange rum, so dass während der ausgiebigen Gipfelrast sich das Panorama immer nur lückenhaft zeigte.
Start um 10:04 bei der Moiry-Staumauer. Die Regentropfen auf der Windschutzscheibe vom Posch machten etwas Angst, beim Aussteigen dann aber nur wenige Tropfen. Mit dem geplanten Nachmittags-Programm im Kopf, dem Kaffee von Sierre im Bauch und der angesagten Wetterbesserung entschieden wir uns gegen ein erneutes Einkehren. Das war gut so, denn schon bald zeigten sich während der Wanderung entlang vom See die ersten blauen Flecken. Mit einer kurzen Pause erreichten wir in rund 2h die Hütte.
Urbi Wyser, Tourenleiter